Angiologie.
Vorbeugung, Untersuchung und Behandlung.
Vorbeugung, Untersuchung und Behandlung
Die Angiologie umfasst die Vorbeugung, Untersuchung und Behandlung von Durchblutungsstörungen der Arterien bis hin zu den kleinsten Blutgefäßen des Körpers, den Kapillaren. Die Kapillaren stellen das Bindeglied zu den Venen dar, die verbrauchtes Blut zurücktransportieren. Alle Arterien des Körpers werden im Fachbereich der Angiologie berücksichtigt – ausgenommen der Herzkranzgefäße, die speziell im Fachbereich Kardiologie untersucht werden.
Im Gegensatz zu den Venen handelt es sich bei den Arterien (Schlagadern) um die vom Herzen wegführenden Blutbahnen – sie versorgen das Blutkreislaufsystem. Für ihre Pumpfunktion bauen diese Schlagadern an den Zugängen zu den Kapillaren einen entsprechend hohen Druck auf. Die Arterien leiten das nährstoffreiche, von der Lunge mit Sauerstoff versorgte Blut in die Organe und das Körpergewebe, also sowohl in die Beine als auch in das Gehirn.
Bei zunehmender Einengung der Schlagadern durch Einlagerung von Fett bzw. Kalk (Arteriosklerose) werden Organe oder auch Gliedmaßen (Arme, Beine) nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Es kommt zu Durchblutungsstörungen. Die in der Gefäßwand eingelagerten Fette oder Kalk verschließen nach und nach das gesamte Gefäß. Blutgerinnsel, die an solchen Verkalkungen entstehen, können einen plötzlichen und sehr schmerzhaften Gefäßverschluss hervorrufen.
Ansprechpartner: Dr. Verena Rüthlein, Dr. Thomas Cissarek, Dr. Jens Achenbach, Shanti Naskar
Das wichtigste in Kürze
Die Blockaden eines gesunden Blutkreislaufs haben im Regelfall ihre Ursache in degenerativen bzw. entzündlichen Erkrankungen der Arterien. Sie können bis zur arteriellen Verschlusskrankheit der Becken- und Beinarterien oder auch der Halsschlagader führen.
Verengte Beinschlagadern
Bei bestimmten Risiken oder ungünstigen Lebensgewohnheiten (Cholesterinerhöhung, hoher Blutdruck, Rauchen, wenig Bewegung) kommt es zu deutlichen Verkalkungen der Beinschlagadern. Die Menschen empfinden bei längerem Laufen oder Treppensteigen Schmerzen in den betroffenen Beinabschnitten. In kurzen Zeitabschnitten muss eine Pause eingelegt werden, erst dann kann der Betroffene weiter gehen (Schaufensterkrankheit, auch periphere arterielle Verschlusskrankheit / pAVK).
Verengung bzw. Erweiterung der Schlagader in Bauch, der Kniekehle bzw. den Nieren
Aneurysma bezeichnet die Erweiterung einer Schlagader (Arterie). Sie kann an allen Körperregionen auftreten; am häufigsten ist jedoch die Bauchschlagader betroffen. Die wesentliche Gefahr einer solchen Arterienerweiterung in der Bauchgegend (Bauchaortenaneurysma, kurz: BAA) besteht darin, dass es durch den verstärkten Gefäßdruck platzen und zu einer lebensgefährlichen inneren Blutung führen kann. Neben den inneren Blutungen können sich Blutgerinnsel im Aneurysma selbst bilden, die mit dem Blutstrom ausgeschwemmt werden und die Beinschlagadern verschließen.
Verengte Halsschlagader (Carotisstenose)
Im Zuge einer fortschreitenden Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) wird die Halsschlagader (Carotis) insbesondere im Bereich ihrer Gabelung durch kalk- und fetthaltige Gefäßwandeinlagerungen eingeengt. An den Engstellen (Stenosen) können sich Blutgerinnsel bilden. Sie führen nach und nach zu einem Verschluss der Halsschlagader und verstopfen durch abgelöste Plaqueteilchen auch kleinste Gefäßabschnitte im Gehirn. Der dadurch in bestimmten Regionen des Gehirns entstehende Mangel an Sauerstoff kann einen Schlaganfall auslösen.
Gesundes Leben. Gesunde Gefäße.
Die Diagnose wird zunächst mithilfe nebenwirkungsfreier Ultraschallverfahren (wie dem Farbultraschallverfahren des gesamten Gefäßsystems), der Dopplerdruckmessung an Armen und Beinen und der Messung der Fließgeschwindigkeit der Arterien (Doppler-Sonografie) sorgfältig erstellt.
Die erforderliche Behandlung kann mit Medikamenten erfolgen, die die Entstehung einer Arteriosklerose verhindern sollen bzw. die gesamte Blutgerinnung hemmen müssen. Bei schon fortgeschrittenen Gefäßverengungen sind mitunter kathetertechnische Verfahren notwendig, um Engstellen mit einem Ballon aufzudehnen. Selten ist eine operative Weiterbehandlung erforderlich. Alle Behandlungsalternativen werden bei Diagnoseerstellung ausführlich mit Ihnen besprochen.
Angiografie
Röntgen-Kontrastmittel-Untersuchung von Blutgefäßen im Hirn, am Herzen, den Extremitäten oder an anderen Körperarealen durch zumeist Radiologen, Angiologen oder Gefäßchirurgen
Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)
Auch Gefäßverkalkung; mit den Folgen Schlaganfall, Herzinfarkt und Hirninfarkt (Halsschlagader)
Aneurysmata
Erweiterung einer Schlagader (Arterie), meist die Bauchschlagader (auch Bauchaortenaneurysma, kurz BAA)
Angiodysplasie
Angeborene Fehlbildungen von Gefäßen, oft zwischen kleinen Arterien und Venen
BAA
Abkürzung für Bauchaortenaneurysma als Erweiterung der Bauchschlagader
Ballondilatation
Verfahren zur Erweiterung oder Wiedereröffnung von verengten oder verschlossenen Blutgefäßen mittels Ballonkatheter
Claudicatio (Schaufensterkrankheit)
Schmerzen in Muskulatur der Beine, welche beim Laufen entstehen, wenn aufgrund einer vorgeschalteten Durchblutungsstörung zu wenig Sauerstoff vor Ort in der Muskulatur ankommt. Nach einer mehr oder weniger langen Pause kann der Betroffene dann wieder ein paar Meter laufen, bis erneut zu wenig Sauerstoff im Muskel ankommt und die Schmerzen erneut auftreten (siehe Video »Schaufensterkrankheit«)
Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit)
auch Zuckerkrankheit; chronische Stoffwechselerkrankung (zu hoher Blutzuckerspiegel)
Doppler- und Duplex Sonografie
Ultraschallfarbuntersuchung der Durchlässigkeit der Gefäße
Gangrän
betroffenes Gewebe „zerfällt“ als Folge von Hämoglobinabbau (rote Blutkörperchen) als feuchte (z. B. nässende Wunden im Unterschenkel) oder trockene, lederartige (wie diabetischer Fuß, Raucherbein) Hautveränderung an Beinen oder Armen
pAVK (Schaufensterkrankheit)
periphere arterielle Verschlusskrankheit, auch Schaufensterkrankheit; lange andauernde und ausgeprägte Durchblutungsstörungen mit krampfähnlichen Schmerzen
Stenose
Verengungsstellen aufgrund von Fett- oder Kalkablagerungen
Stent
Metall oder Kunststoffgitter, welche per Katheter über eine Arm- oder Leistenarterie vor Ort, d.h. dort, wo eine Engstelle in der Arterie die Durchblutung behindert, mittels Ballonkatheter »aufgeblasen« werden, und dadurch die Arterie erweitern und künstlich offen halten